Blutspende

Blutspende

von Tanja Schmith

„Wir können alles außer Hochdeutsch“ sagt man in Baden-Württemberg, „Wir können viel, Blut künstlich herstellen können wir leider nicht“, sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Täglich werden in Deutschland 15.000 Blutspenden gebraucht – alleine 2.000 davon im Südwesten.

Am Städtischen Klinikum Karlsruhe im Gebäude U finden sich montagmorgens um 9.00 Uhr die ersten Blutspender ein. Studenten, Rentner, Männer und Frauen, eine bunt gemischte Gruppe, die heute zur Spende gekommen ist.

An der Blutspendezentrale in Karlsruhe gibt es jährlich etwa 20.000 Blutspenden, die alle für den Raum Karlsruhe und Bruchsal benötigt werden. Trotzdem gibt es immer wieder Engpässe, bei denen das Klinikum Blut zukaufen muss, zum Beispiel beim Roten Kreuz.

80 Prozent aller Deutschen brauchen in ihrem Leben eine Blutspende

In Deutschland brauchen laut der BZgA 80 Prozent aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben Blut. Zum Beispiel bei Operationen oder bei Verletzungen mit großem Blutverlust. In diesen Fällen werden große Mengen an Blutplasma und roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zur Stabilisierung der Patienten benötigt.

Das meiste Blut wird für die Behandlung von schwer erkrankten Patienten, etwa bei Krebsbehandlungen oder Herzoperationen, gebraucht. Viele Operationen und Krebstherapien sind zum Beispiel nur dank der modernen Transfusionsmedizin möglich. Daneben ist das Blutplasma hauptsächlich für die Herstellung wichtiger Medikamente relevant. Aus dem Plasma werden zum Beispiel Impfstoffe, Gerinnungsfaktoren, Antikörperkonzentrate und Eiweißkonzentrate hergestellt.

Blutspender werden

Wir haben Friederike bei ihrer ersten Blutspende am Städtischen Klinikum in Karlsruhe begleitet:

Bilder: Jasmin Joas

 

Der Weg vom Vollblut zum Präparat

Das Vollblut wird vor der weiteren Verarbeitung zunächst gründlich untersucht. Es werden Tests zu verschiedenen Erkrankungen wie HIV, Hepatitis B und C und Syphilis durchgeführt sowie zusätzlich nach Antikörpern gesucht. Werden Krankheiten festgestellt, bekommt der Spender umgehend einen Befund darüber. Parallel dazu erfolgt die Bestimmung der Blutgruppe. Dieses Verfahren erfolgt nach dem Vier-Augen-Prinzip: Das Labor führt Tests zur Blutgruppenbestimmung durch und hält die Ergebnisse schriftlich fest. Ein Arzt prüft anschließend die Ergebnisse. Dies ist wichtig, damit es unter keinen Umständen zur Verwechslung der Blutgruppen kommt.

Nach der Spende wird das Vollblut in der Zentrifuge in seine einzelnen Bestandteile getrennt. Die schweren, roten Blutkörperchen sinken nach unten und werden in einen Beutel gepresst. Das leichte Plasma fließt nach oben in einen anderen Beutel ab. Übrig bleiben weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Diese werden anschließend in einem Extraverfahren voneinander getrennt.

Blut in seinen Bestandteilen

Die wichtigsten Bestandteile des Blutes haben sehr unterschiedliche Haltbarkeitszeiten. Besonders kurzlebig sind die Blutplättchen. Diese halten sich bei Raumtemperatur und in ständiger Bewegung maximal fünf Tage.

Blutplättchen (Thrombozyten) sind im Körper maßgeblich an der Blutgerinnung beteiligt und sorgen mit dafür, kleine Risse in den Gefäßwänden schnell zu verschließen und Wunden wie ein Pflaster zu verkleben. Zur Herstellung eines Präparats werden bis zu vier Vollblutspenden benötigt. Die Plättchen von den restlichen Blutbestandteilen zu trennen, klappt nur durch ein aufwendiges Verfahren, dass sich „Poolen“ nennt. Dabei werden die Plättchen in Handarbeit gefiltert. „Man weiß in etwa wie groß der Bedarf ist und danach werden die Präparate hergestellt. Alles andere wäre zu teuer und aufwendig. Natürlich braucht man ein Präparat mal nicht, aber nur ganz selten. Eigentlich gar nicht“, sagt Frau Dr. Barta, die in der Blutspendezentrale in Karlsruhe arbeitet. Neben diesem Poolingverfahren werden Blutplättchen auch regelmäßig in einer Thrombozytenspende von einem Einzelspender gewonnen. Dabei wird das Blut, ähnlich wie bei der Dialyse, gefiltert, sodass nur die Plättchen im Sammelbeutel landen.

Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bleiben bei vier Grad gekühlt 42 Tage haltbar. Im Gegensatz zu den Blutplättchen werden diese Präparate ausschließlich von einem Spender gewonnen. Würde man Erythrozyten verschiedener Blutgruppen mischen, würden sich die Antikörper im Blut angreifen und das Blut würde verklumpen.

Am längsten lässt sich das Plasma aufbewahren. Dieses kann bei minus 30 Grad zwei Jahre aufbewahrt werden. Aus dem Plasmapräparat können bei Bedarf verschiedene Medikamente hergestellt werden.

Die Sache mit den Blutgruppen

Blutgruppen unterscheiden sich im wesentlich durch ihre Antigene an den roten Blutkörperchen. Verschiedene Blutgruppen haben verschiedene Antigene und auch Antikörper.

(Grafik Blutgruppen)

Bekommt ein Patient ein Blutpräparat, ist es besonders wichtig, dass die Blutgruppe passt. Vermischte man beispielsweise die Blutgruppe A mit der Blutgruppe B, würden die Blutkörperchen durch die Antikörper aufgelöst werden, sodass der Mensch sehr wahrscheinlich sterben würde. Neben der Blutuntersuchung im Labor wird daher vor Bluttransfusionen direkt am Patienten nochmals ein Schnelltest zur Blutgruppenbestimmung durchgeführt.

In einem Notfall, beispielsweise nach einem Unfall, ist manchmal keine Zeit dafür die Blutgruppe des Verletzten zu bestimmen. In diesem seltenen Fall kann man ohne Bedenken rote Blutkörperchen vom Blut der Gruppe 0 negativ geben, da sich dieses mit jedem anderen Blut verträgt. Diese Blutgruppe ist sehr selten, weshalb man besonders Spender mit dieser Blutgruppe sucht.

Blut künstlich herstellen?

Besonders das 0 negative Blut ist oft Mangelware. Da es aber unbedingt notwendig ist, suchen Forscher schon lange nach Ersatzstoffen für echtes Blut: „An künstlichen Blutprodukten wird schon ziemlich lange geforscht, vor allem am roten Blutfarbstoff, um diesen zu ersetzen. Aber es hat sich bisher nichts Praktikables gefunden. Die Stoffe die es gibt, haben alle zu starke Nebenwirkungen auf das Gefäßsystem. Man ist also nach wie vor voll auf die Blutspende angewiesen“, klärt Frau Dr. Barta auf.

Weitere Infos:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Blutspendezentrale Karlsruhe

Aktueller Bericht zum Thema Blutstammzellenspende:

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