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Organspende

von Tanja Schmith

Kate ist vier Jahre alt als ihre Eltern die schockierende Diagnose erhalten: Leukämie. Ohne einen passenden Organspender hat ihre Tochter kaum eine Chance zu überleben. Auf Rat der Ärzte entscheiden sich Kates Eltern dafür, ein weiteres Kind zu bekommen. Eines, das genetisch perfekt zu Kate passt. Eine zweite Tochter, Anna, wird geboren. Unzählige Spritzen, Operationen und Krankenhausaufenthalte musste Anna bereits über sich ergehen lassen, doch ohne diese wäre Kate längst nicht mehr am Leben.

Soweit die Handlung des Romans „Beim Leben meiner Schwester“ von Jodi Picoult. Doch der Roman basiert auf der bitteren Realität. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) standen 2013 mehr als 12.000 Menschen auf der Warteliste für ein Organ. Der größte Bedarf an Organen besteht bei Nieren, rund 8.000 Patienten gibt es alleine in Deutschland. Dieser Bedarf lässt sich jedoch nicht ganz decken: bis zu 1.000 Menschen auf der Warteliste sterben jährlich.

Wenn keine andere Therapie mehr hilft

Die Gründe, warum ein Mensch ein Spenderorgan benötigt, sind ganz verschieden. Im Fall von Kate im Roman von Jodi Picoult ist es Leukämie, Blutkrebs. In anderen Fällen sind es erbliche Defekte, Stoffwechselerkrankungen, Infektionen oder andere bösartige Erkrankungen.
Ist ein Patient auf ein neues Organ angewiesen, wird er auf die Warteliste gesetzt. Die Bundesärztekammer hat Richtlinien erlassen, die bestimmen, wo ein Patient auf der Warteliste steht und welche medizinische Dringlichkeit vorhanden ist. Die größten Chancen auf ein Spenderorgan hat man, wenn keine andere Therapie mehr anschlägt, die Krankheitssituation durch das erkrankte Organ lebensbedrohlich ist und man durch ein neues Organ mit hoher Wahrscheinlichkeit den Patienten noch retten könnte.

Ein Spender kann bis zu sieben Menschen helfen

In den deutschen Transplantationszentren werden Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Darm transplantiert. Zudem sind auch Gewebespenden möglich.
Es gibt zwei Arten der Spende: die postmortale Organ- oder Gewebespende und die Lebendspende.
In Deutschland werden ausschließlich Nieren und Teile der Leber zur Lebendspende genutzt, möglich wären aber auch Teile der Lungen, des Dünndarms und der Bauchspeicheldrüse.
Was gespendet werden darf, und wer spenden kann, ist durch das Transplantationsgesetz klar geregelt. Das Gesetz erlaubt eine Lebensspende nur unter nahen Verwandten, zum Beispiel Eltern und Geschwistern, oder unter Menschen, die sich persönlich sehr nahe stehen, beispielsweise Ehepartnern.
Diese Regelung gibt es, um Missbrauch zu verhindern, falls beispielsweise beim Spender finanzielle Interessen im Vordergrund stehen. Zwar kann ein gesunder Mensch mit einer Niere leben, dennoch stellt eine solche Operation immer ein medizinisches Risiko dar. Daher sollte eine Lebendspende immer ohne Zwang und mit gegenseitiger Zustimmung erfolgen.

Die postmortale Spende, die Spende nach dem Hirntod, ist die wichtigste Art der Organspende. Nach Angaben der BZgA sterben jährlich in deutschen Krankenhäusern rund 400.000 Menschen, darunter nur etwa ein Prozent an Hirntod. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), die alle postmortalen Spenden in Deutschland koordiniert, definiert „Hirntod“ wie folgt: „Das Gehirn ist übergeordnetes Steuerorgan aller elementaren Lebensvorgänge. Mit seinem Tod ist auch der Mensch in seiner Ganzheit gestorben.“
Der Hirntod muss dem Gesetz nach von zwei unabhängigen Ärzten bestätigt werden, die weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein werden. Erst wenn Ärzte den Patienten für hirntot erklärt haben und eine Einwilligung des Spenders selbst oder seiner Angehörigen vorliegt, dürfen dem Patienten Organe entnommen werden.
Entscheidend für den Erfolg der Organspende ist, dass diese voll funktionsfähig sind. Ist das der Fall, kann ein Spender bis zu sieben verschiedenen schwer kranken Menschen helfen.
Nach der Organentnahme wird der Leichnam in würdigem Zustand zur Bestattung übergeben.

Altes Organ, neues Leben

Nach der Entnahme werden die Organe so schnell wie möglich zu einem Transplantationszentrum gebracht, in dem ein passender Empfänger auf der Warteliste steht. Das ist wichtig, da viele Organe nur eine gewisse Zeit funktionsfähig bleiben, ein Herz muss beispielsweise nach spätestens fünf Stunden transplantiert werden.
War die Transplantation erfolgreich, ermöglicht das Spenderorgan dem Patienten ein neues Leben. Besonders Nieren und Herzen haben eine lange Lebensdauer und bleiben meist mehrere Jahrzehnte funktionsfähig.
Alleine im Jahr 2011 wurden laut der BZgA knapp 4.000 Organe erfolgreich transplantiert.

 

 

Organe aus dem Labor?

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Schlagzeilen zu dem Thema. „Tausche Niere gegen Auto“ und „Ein Herz kostet 180.000 Euro“ sind nur zwei von vielen. Aufgrund der Organtransplantationsskandale hat die Bundesregierung in Absprache mit der Ärzteschaft und den Krankenkassen zum 1. August 2012 die gesetzlichen Regeln verschärft.
Hier die wichtigsten Inhalte des Gesetzes: Transplantationsgesetz

In Zeiten von Stammzellenforschung steht oft die Frage im Raum: Kann man die Organe nicht einfach künstlich herstellen? Tatsächlich wird weltweit unter Hochdruck daran geforscht, menschliche Organe zu züchten. In Zukunft soll es dadurch möglich sein, maßgeschneiderte Organe für jeden einzelnen Patienten herzustellen. Den Forschern der University of Minnesota ist es Anfang 2008 beispielsweise gelungen, ein (Ratten-)Herz zu züchten. Auch Forscher aus Barcelona und Stockholm experimentierten an einer Kombination aus tierischen, menschlichen oder synthetischen Stammzellen, womit sie bereits Luftröhren herstellen konnten, die Patienten erfolgreich eingesetzt wurden.
Die Fortschritte auf dem Gebiet der Stammzellenforschung gehen stetig voran, doch der Weg zum künstlichen Organ im medizinischen Alltag ist noch weit. Bis dahin ist man immer noch fast ausschließlich auf Organspenden angewiesen.

Weitere Infos unter:

Organisation der Transplantation
Deutsche Stiftung Organtransplantation
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

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